Deutsches und österreichisches Jagdrecht im Vergleich
Gastbeitrag von www.anwalt.org
In Österreich und in Deutschland hat die Jagd eine lange Tradition. Wie Umfrageergebnisse unter anderem im Magazin „Falstaff“ zeigen, wird die Jagd in Österreich von ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung akzeptiert. In den einzelnen österreichischen Bundesländern gelten unterschiedliche Jagdgesetze. Wir zeigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten vom österreichischen und deutschen Jagdrecht.
Hauptunterschiede zwischen österreichischem und deutschem Jagdrecht
Der wichtigste Unterschied zwischen dem österreichischen und dem deutschen Jagdrecht besteht darin, dass in den einzelnen österreichischen Bundesländern unterschiedliche Jagdgesetze gelten und in Deutschland das Bundesjagdgesetz für alle Bundesländer die Rechtsgrundlage bildet. Auch in Deutschland gibt es darüber hinaus eigene Jagdgesetze in den einzelnen Bundesländern. Die Landesjagdgesetze der einzelnen österreichischen Bundesländer sind jedoch weitgehend übereinstimmend.
Länderübergreifend gelten in Österreich weitere Gesetze, die mit dem Jagdrecht in Verbindung stehen. Solche Gesetze sind das Tierschutzgesetz und das Waffengesetz, bei denen es sich um Bundesgesetze handelt.
Jagdberechtigung in Österreich
Unterschiede bestehen auch bei der Berechtigung zur Ausübung der Jagd. Jagdberechtigt sind in Österreich:
- Grundeigentümer von Eigenjagdgebieten
- Jagdpächter in Eigenjagdgebieten
- Jagdpächter in Genossenschaftsjagdgebieten
Weiterhin ist der Besitz einer Jagdkarte Voraussetzung für die Ausübung der Jagd in Österreich. Wer die Jagdkarte erwerben möchte, muss einen mehrmonatigen Kurs belegen und die Jungjägerprüfung bestehen. Die Prüfungsinhalte und Prüfmodi können sich in den einzelnen österreichischen Bundesländern unterscheiden. Für jedes österreichische Bundesland müssen Jäger eine eigene Jagdkarte lösen.
Tipp: Wer eine österreichische Jagdkarte besitzt, kann für den kurzfristigen Aufenthalt in einem anderen Bundesland eine Jagdgastkarte lösen.
Jagdberechtigung in Deutschland
In Deutschland dürfen Pächter und Eigentümer eines Jagdreviers die Jagd ausüben. Wer über kein eigenes oder gepachtetes Jagdrevier verfügt, kann beim Eigentümer oder Pächter eine Jagderlaubnis beantragen.
Eine weitere Voraussetzung für die Jagdausübung in Deutschland ist ein gültiger Jagdschein. Er wird von der Jagdbehörde ausgestellt, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind:
- Vorlage eines einwandfreien polizeilichen Führungszeugnisses
- Mindestalter von 16 Jahren
- erfolgreich bestandene Jagdprüfung
- Nachweis einer Jagdhaftpflichtversicherung
In Deutschland gibt es verschiedene Arten von Jagdscheinen, darunter den Jahresjagdschein mit einer Gültigkeit von ein, zwei oder drei Jahren, den Jugendjagdschein für Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren sowie den Tagesjagdschein mit einer Gültigkeit von maximal 14 Tagen.
Unterschiede zwischen der Jagdsaison in Österreich und Deutschland
In Österreich und in Deutschland bestehen jeweils Unterschiede bei den Jagd- und Schonzeiten. Schonzeiten, in denen Tiere nicht gejagt werden dürfen, unterscheiden sich in Deutschland und Österreich je nach Tierart. Zudem können sich die Jagd- und Schonzeiten in Österreich je nach Bundesland geringfügig unterscheiden, da in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Jagdgesetze gelten.
Die Jagdsaison und Schonzeiten in den einzelnen österreichischen Bundesländern unterscheiden sich nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Landesjagdgesetze. Ein Grund für die unterschiedlichen Jagd- und Schonzeiten besteht auch darin, dass nicht in jedem Bundesland dieselben Tierarten zur selben Zeit jagdbar sind. Außerdem ist nicht jede Tierart in jedem österreichischen Bundesland jagdbar.
In Deutschland regelt das Bundesjagdgesetz die Jagd- und Schonzeiten. Abhängig von den einzelnen Wildarten können in den einzelnen Bundesländern auch unterschiedliche Jagd- und Schonzeiten gelten. Das liegt daran, dass sich die Brunft- und Aufzuchtphasen der einzelnen Wildarten in den verschiedenen Bundesländern geringfügig unterscheiden können.
Auswirkungen des Jagdrechts auf den Naturschutz in beiden Ländern
In Österreich und Deutschland soll das Jagdrecht dem Schutz der Natur dienen, doch lässt sich die Wilderei nicht vollständig verhindern. Bei der österreichischen Jagd sind großes Engagement und profundes Wissen der Jäger von Bedeutung. Im Vorbereitungskurs auf die Jagdkarte werden den angehenden Jägern wichtige Kenntnisse über Nachhaltigkeit, Umwelt- und Naturschutz sowie das Ökosystem Wald vermittelt. Die Jäger leisten ehrenamtliche Arbeit zum Schutz der Natur.
Sowohl im österreichischen als auch im deutschen Jagdrecht ist der Naturschutz dadurch geregelt, dass es für die einzelnen Wildarten Schonzeiten gibt, in denen sie nicht bejagt werden dürfen. Das Jagdrecht regelt auch, welche Tierarten geschützt sind und die Jagd auf sie das gesamte Jahr über verboten ist.
Jäger gelten in Österreich und in Deutschland als Naturschützer. Die Jagd ist ohne eine intakte und artenreiche Natur nicht möglich. Die Landesjagdgesetze in Österreich enthalten deshalb u. a. Regelungen zum Naturschutz.
In Deutschland ist der Naturschutz im Bundesjagdgesetz unter der Hege geregelt, bei der es sich um Erhaltung und Pflege der Arten handelt. Wichtige Aufgaben der Jäger in Sachen Naturschutz sind:
- Biotopvernetzung
- Biotopschutz
- Schutzmaßnahmen für gefährdete Arten
Jäger sammeln in Österreich und Deutschland Informationen über den Zustand und die Entwicklung heimischer Wildarten und liefern wichtige Anhaltspunkte über die Gefährdung bestimmter Tierarten. Sie melden auch die Ausbreitung gebietsfremder, invasiver Tier- und Pflanzenarten an die Naturschutzbehörden.
Was Jäger in Österreich und Deutschland über Waffengesetze wissen müssen
In Österreich und Deutschland ist das Waffenrecht ein wichtiger Bestandteil des Jagdrechts. Auch wenn in Österreich in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Jagdgesetze gelten, steht das bundesweit gültige Waffengesetz in enger Verbindung mit den Jagdgesetzen. Bei der Vorbereitung auf die Prüfung für die Jagdkarte werden den angehenden Jägern Kenntnisse über das Waffenrecht vermittelt, Kenntnisse in Waffenkunde müssen sie bei der Prüfung zur Jagdkarte nachweisen.
In Deutschland ist der Jagdschein zum Erwerb einer Jagdwaffe erforderlich. Das Bundesjagdgesetz legt darüber hinaus fest, welche Waffen verboten sind. Unter Vorlage des Jagdscheins dürfen Jäger in Deutschland Jagdlangwaffen und Langwaffenmunition kaufen. Für den Kauf von Kurzwaffenmunition ist eine eigenständige Erwerbsberechtigung erforderlich. Sie ist auf der Waffenbesitzkarte eingetragen. Außerdem können Jäger in Deutschland erst ab einem Alter von 18 Jahren Jagdwaffen kaufen. Der Jugendjagdschein berechtigt nämlich nicht zum Erwerb von Jagdwaffen.
Die Waffengesetze in Österreich und Deutschland regeln nicht nur den Kauf, sondern auch den Transport von Waffen und den Umgang damit. Das betrifft auch den Verleih von Waffen und die Mitnahme von Jagdwaffen ins Ausland.