Bachen jagen oder schonen?
Die Jagd auf Bachen – insbesondere erfahrene Zuwachsträger – ist ein zentrales Element, wenn es darum geht, Schwarzwildbestände nachhaltig zu reduzieren. Doch wie bei jeder Jagdform gibt es auch hier zahlreiche Faktoren und Regeln, die berücksichtigt werden müssen.
Kontroverse Diskussionen über die Bachenbejagung
Die Bejagung von Bachen ist in den letzten Jahrzehnten immer wieder Gegenstand hitziger Debatten gewesen. Die Meinungen reichen dabei von einem strikten Totalschutz über Vorschläge zur Reproduktionskontrolle mittels medikamentöser Eingriffe bis hin zur Jagd ohne Kompromisse, sobald Frischlinge ein Alter von drei Monaten erreicht haben. Doch welcher Ansatz ist der richtige?
Um diese Frage zu beantworten, sind mehrere Aspekte entscheidend:
Welche Auswirkungen hat der Verlust einer Bache auf die Rotte?
Wie beeinflussen Zeitpunkte und Struktur der Rotte den Jagderfolg?
Welche Rolle spielt die körperliche Verfassung der Tiere bei der Reproduktion?
Einfluss der körperlichen Verfassung auf die Reproduktion
Die Geschlechtsreife einer Bache hängt maßgeblich von ihrem Gewicht ab. Bereits mit einem Lebendgewicht von etwa 20 Kilogramm können Frischlingsbachen trächtig werden. In den Ebenen beteiligen sich rund 75 Prozent aller Frischlingsbachen an der Reproduktion. Diese Tatsache führt häufig zu Verschiebungen bei den Frischterminen und damit zu sogenannten Frischlingsbanden, was wiederum die soziale Struktur innerhalb der Rotten beeinflussen kann.
Frischlingsbejagung als zentrale Maßnahme
Die Frischlingsbejagung bleibt ein essenzieller Bestandteil der Schwarzwildregulierung. Rund 75 Prozent des jährlichen Abschusses sollten in der Frischlingsklasse erfolgen, da diese nahezu die Hälfte des Nachwuchses ausmacht. Dennoch müssen auch ältere Bachen gezielt entnommen werden, um die Bestände langfristig zu reduzieren.
Herausforderungen und ethische Aspekte
Eine erfolgreiche Bestandsreduktion erfordert oft, dass Jäger bestehende Hemmungen überwinden, beispielsweise gestreifte Frischlinge zu erlegen. Gleichzeitig bleibt der Muttertierschutz eine unverrückbare Säule der Jagdethik. Führende Stücke mit noch gestreiften Frischlingen sind immer zu schonen.
Nachhaltigkeit durch gezielte Entnahme
Die gezielte Entnahme adulter Bachen zur richtigen Zeit – vorzugsweise im Winter – bietet mehrere Vorteile: Sie reduziert die Bestände, verringert mögliche Wildschäden und entzieht den Rotten wertvolle Erfahrungen. Die Erlegung von Leitbachen mag kurzfristig zu einer Umstrukturierung der Rotte führen, hat jedoch keine langfristig negativen sozialen Folgen.
Fazit
Die Bachenbejagung sollte weder übermäßig glorifiziert noch generell abgelehnt werden. Sie ist ein notwendiges Instrument der Wildbewirtschaftung, das mit Sorgfalt, Wissen und ethischem Verantwortungsbewusstsein ausgeführt werden muss. Angesichts der Herausforderungen durch Wildschäden und drohende Seuchen wie die Afrikanische Schweinepest ist es umso wichtiger, die Schwarzwildbestände effektiv zu regulieren.
Quelle: DER ANBLICK 11/2024